Konzertkritik

Neues im Alten

KONZERT  Barocke Klänge in der Kirche

Auf hohem Niveau musizierten der Chor der Neuapostolischen Kirche Fedderwardergroden und das Barockorchester Würzburg.

VON MARKUS GÄRTNER

FEDDERWARDERGRODEN - Das Würzburger Barockensemble und der Wilhelmshavener Kammerchor widmeten diesen Abend besonders dem Stammvater Bach, von dem drei doppelchörige Motetten zur Aufführung kamen, sowie dem Hamburger Komponisten Telemann, der mit zwei Konzerten im Programm vertreten war.

Die Mitglieder von Chor und Orchester waren gut aufeinander eingespielt. Akzente kamen punktgenau zum Einsatz, und die Intonation des Chores erwies sich als den Stücken vollkommen angemessen. Ganz allgemein scheint es, als stiege gerade bei der Barockmusik merklich das Niveau der Aufführenden. So gestaltete Chorleiter Gerrit Junge mit Aufmerksamkeit fürs Detail.

Eine Bereicherung stellten die „Drei geistlichen Gesänge" des ungarischen Komponisten Zoltän Gärdonyi (1906 - 1986) dar. Die Werke machten einen entscheidenden Unterschied zum überkommenen Repertoire deutlich, und der bekannte Klang von Bach und Telemann erschien dadurch plötzlich in einem völlig neuem Licht.

„Man steigt niemals in denselben Fluss", wusste schon der griechische Denker Heraklit. Nachdem die Stücke von Gärdonyi das Publikum mit etwas ihnen Unbekanntem konfrontiert, ihnen also eine Erweiterung der Urteilsmöglichkeiten angeboten hatten, changierte auch Telemann wie in den Brechungen einer Wasseroberfläche. Das ist es, was ein gutes Programm ausmacht. Entdecke das Neue im Alten!


Wilhelmshavener Zeitung, 16.06.2003

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