Konzertkritik

Nach Beifall gab es noch zwei Zugaben

Romantische Chormusik in der Neuapostolischen Kirche Havelberg

Am Samstag stand Havelberg im Zeichen von zwei Chor­konzerten. Am Nachmittag erlebten 600 Zuhörer in der Stadtkirche das Oratorium „Elias". Ein ebenso hochkarä­tiges Konzert fand am Abend in der Neuapostolischen Kirche der Domstadt statt.

Havelberg. Zum Ausklang des Kirchenjahres und an­lässlich des 110-jährigen Be­stehens der Neuapostolischen Kirche in Havelberg begrüß­te der Bezirksälteste Werner Funk aus Pritzwalk den Kam­merchor Wilhelmshaven der Neuapostolischen Kirche un­ter Leitung von Gerrit Junge sowie das Cellistenensemble Bremen. Bevor die Sängerin­nen und Sänger und die Cellis­ten die Zuhörer mit einem an­derthalbstündigen Programm unterhielten, bat Werner Funk die Besucher zu einem Gebet und wünschte allen einen un­terhaltsamen Abend. Und dies wurde er auch.

„Meine Erwartungen wur­den weit übertroffen", sagte Detlef fiusk, Leiter der Tourist­information Stendal und selbst Sänger in einem Chor. Dass die 13 Frauen und 14 Männer be­reits eine lange Chorerfahrung besitzen, war in jedem der vor­getragenen Titel, die von Felix Mendelssohn Bartholdy über Johannes Brahms bis zu Max Reger reichten, zu hören. Al­len Chormitgliedern stand die Freude an der Beschäftigung mit geistlicher a-capella-Musik der letzten vier Jahrhunderte buchstäblich im Gesicht ge­schrieben. Durch ihren Chor­leiter Gerrit Junge wurden sie von einem Titel zum anderen mit einer emotionalen Hingabe dirigiert. Normalerweise gibt es in einer Kirche beim Kon­zert kein Beifall, auch wenn die Zuhörer mit den Darbietungen sehr zufrieden sind. An diesem Abend war das nicht der Fall. Es gab viel Applaus, so dass die Sängerinnen und Sänger sogar noch zwei Zugaben zum Bes­ten gaben. „Mich fasziniert die Akustik in dieser Kirche. Die Bauleute müssen wahre Künst­ler gewesen sein", so der Kom­mentar des Havelberger Bür­germeisters, der an diesem Tag gleich mehrere musikalische Veranstaltungen besuchte.

Die Geschichte und Entste­hung der Gemeinde ließ in der Konzertpause Vorsteher Frank Stelzer in einigen Sätzen Re­vue passieren. So wurde 1895 die Gemeinde mit 50 Personen durch Karl Rohrlack gegrün­det. Innerhalb eines Jahres wuchs sie bereits auf 200 Mit­glieder an. Im Gründungsjahr wurde auch der gemischte Chor gegründet. Aufgrund der steti­gen Zunahme der Gemeinde, entschloss man sich 1926 eine eigene Kirche zu bauen. Be­reits ein Jahr später wurde sie geweiht und dient seitdem als Versammlungsstätte, der Ge­meinde. Nach dem Karl Rohl­ack 1938 in den Ruhestand versetzt wurde, ging Vorsteher Paul Wesenberg der Gemeinde bis 1953 voran. Sein Nachfol­ger wurde Ernst Wesenberg, bis 1989. Heute zählt die Ge­meinde 158 Mitglieder. Dazu gekommen sind auch Mitglie­der aus Sandau. Hier gab es früher eine eigene Gemeinde. Ein besonderer Höhepunkt, so schloss Frank Stelzer, war der Umbau und die Sanierung des Kirchengebäudes im Jahr 2000.

Bernhard Malchow

Elb-Havel-Echo, 22.11.2005


Zurück zur Übersicht