Konzertkritik

Mendelssohn in Wort und Werken

KONZERT Kammerchor sang Motetten

Wilhelmshaven/ZY - Die Neuapostolische Kirche in der Salzastraße hat sich mit der Veranstaltung "Felix Mendelssohn Bartholdy in Worten und Werken" viel Verdienst erworben. Sie hat am Sonntag durch die Verbindung von Wort und Musik von diesem Komponisten, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Zentrum der europäischen Musik darstellte, ein rundes Bild gezeichnet.
Ein Bild, das freilich nicht ohne Ecken ist, wie den Ausführungen des Wilhelmshavener Musikwissenschaftlers Dr. Markus Gärtner zu entnehmen war. Gärtner porträtierte zu Beginn der Veranstaltung den großen Künstler mit gebührend kritischem Abstand. Seine Einlassungen berücksichtigten sowohl die Familiengeschichte als auch die künstlerische Wirkungsgeschichte. Zwischen den einzelnen Musikstücken las er ein gutes halbes Dutzend ausgewählter Briefe vor, die verschiedene Lebensbereiche berücksichtigen. Selbstbewusst im Umgang mit Goethe, den er duzte; konservativ, was die Rolle der Frau in Familie und Gesellschaft betraf. Feinfühlig im Gewähren von Trost, scharfsinnig im Umgang mit Advokaten. Und als Komponist? Davon durften sich die Besucher ein eigenes Bild machen. Der Kammerchor der Neuapostolischen Kirche sang unter der Leitung von Gerrit Junge sechs geistliche Motetten. Ferner wurden drei geistliche Lieder für Solo, Chor und Orgel aufgeführt.

Der Chor entwickelte beeindruckende Klangpracht und präsentierte sich sehr einheitlich. Er reagierte in der dynamischen Gestaltung sehr flexibel auf die Zeichengebung des Dirigenten. Eine Qualität, die auch bei den drei Gesangssolisten Julia Kruska, Melanie Junge und Christina Richter deutlich wurde. Die junge Pianistin Katinka Imelmann, die zunächst das Andante sostenuto aus den Kinderstücken op. 72 bewegt gestaltet hatte, spielte im Zusammenspiel mit Simon Waloschek beim "Lied ohne Worte" A-Dur op. 62 Nr. 6 die Oberstimme mit natürlicher Grazie. Den gleichen positiven Eindruck vermittelte Jantje Wübbenhorst bei op. 67 Nr. 1 in Es-Dur.

Zwischendurch hatte Simon Waloschek aus op. 19 zwei Stücke in A-Dur und g-Moll mit jederzeit kontrolliertem Ausdruck interpretiert. Die Zuhörerschaft dankte den Musikern und dem Referenten mit viel Beifall und Applaus im Stehen.


Wilhelmshavener Zeitung, 31.03.2009

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